Von einer Whiskygruppe auf Facebook, zu YouTube, nach Oberhausen und dann eine Reise in den Harz. Warum? Um zu sehen, wo einer unser absoluten Lieblingswhiskys destilliert wird. Manchmal schreibt das Internet ja die schönsten Geschichten.
Als wir vor drei Jahren unsere Leidenschaft für Whisky (wieder)entdeckten, ahnten wir nicht, dass uns das mal mitten in den Harz ins beschauliche Zorge führen würde.
Aber von vorne: Wer sich im deutschsprachigen Raum für Whisky interessiert, der kommt an Horst Lünings Videos von whisky.de kaum vorbei. Nachdem wir – ok, vielmehr ich – einige davon geschaut hatte (immer wieder sehenswert!), fand ich auf Facebook die Gruppe „Whisky.de – Der Treffpunkt feiner Geister“. Die Gruppe mit mittlerweile über 11.000 Mitgliedern sei Jedem ans Herz gelegt, der sich für Whisky interessiert und sich darüber in guter Gesellschaft austauschen möchte. Gerade der Gruppe beigetreten, fiel mir eines morgens ein geteiltes YouTube Video auf:
Die beiden lustigen Herren im Video trinken Whisky und fachsimpeln über Geruch, Geschmack, über Schokolade und kandierte Früchte. Schokolade und kandierte Früchte! Sie haben, Achtung!, den Glen Els „Black Morbow“ im Glas, eine Abfüllung der Hammerschmiede speziell für den Whiskyhort in Oberhausen. Die Beiden bekommen sich kaum wieder ein vor lauter Begeisterung (Minute 8) und enden dann mit dem Prädikat SDWAIDG. Muss ich haben dachte ich noch! Leider ging ich aber vorher duschen und danach waren alle 60 Flaschen auch schon weg. Hmpf! Heute weiß ich: Entweder sofort oder gar nicht. ;-) Also auf nach Oberhausen, ist ja hier um die Ecke, zum Whiskyhort, der auch eine Glen Els Botschaft ist. Jürgen, der nette Herr links im Video, empfing uns sehr herzlich und wir waren begeistert vom Whiskyhort. Sehr, sehr schöner Laden, mit großartigem Ambiente und tollen Veranstaltungen – aber das ist eine andere Geschichte!
Die hat auch damit zu tun, dass wir uns mit Olaf (der nette Herr rechts im Video und einer der Admins der Facebookgruppe, der hier über feine Dinge bloggt) mittlerweile auch privat über Whisky und mehr austauschen. Das Ergebnis: Wir kauften alternativ eine Flasche Dark Wayfare von Glen Els und waren sofort hin und weg. Hinweis: Wer gerne Pedro Ximénez (PX) gereifte Whiskys mag: Probieren! Das war der Beginn unserer Leidenschaft für Whiskys von Glen Els. Nach diversen Abfüllungen von Glen Els Whiskys wurde es Zeit, unsere Nasen mal tiefer in die Fässer zu stecken und der Destille einen Besuch abzustatten.
Die Gelegenheit ergab sich letztes Jahr, als wir Giulias Freundin Juliane im Harz besucht haben, die quasi nebenan in Walkenried wohnt (hier geht es zum Artikel über unseren Harz Trip). An Glen Els hatten wir zunächst gar nicht gedacht. Irgendwann fiel es uns dann wie schuppen von den Augen. Mensch, hier ist doch auch Glen Els in der Nähe. Klar! Also hin und rein. Führungen gab es am nächsten Tag, leider ausgebucht. Unbedingt vorher anmelden!
Wir hatten Glück. Die Dame am Empfang hörte raus, dass von weiter weg kamen und hielt kurz Rücksprache, so dass wir für den nächsten Tag noch drei (Juliane wollte auch mit, obwohl – seinerzeit – nix mit Whisky am Hut) Plätze bekamen. Großartig! Glück gehabt und auf sehr gastfreundliche Menschen gestoßen. So muss das! :-)
Voller Vorfreude fuhren wir also am nächsten Tag wieder nach Zorge und soviel vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht!
Los ging es im Besucherzentrum. Dazu gehört neben dem o.g. Eingangs- und Tastingbereich auch noch ein Raum, in dem man vom Korn bis zum Destillat sieht, woraus und wie Whisky gemacht wird.
Leckeres zum Riechen gibt es auch schon zu Beginn der Tour:
Der Guide unserer Tour war niemand anderes als der Seniorchef Karl-Theodor Buchholz. Im besten Sinne kauzig, sehr geduldig und kompetent führte er uns durch die gesamte Anlage der Destille und hatte immer einen kleinen Schwank zu erzählen.
Wer sich für die genauen Zahlen, Daten und Fakten der Glen Els Destille interessiert, bitte hier entlang. Das muss ich hier nicht nochmal alles aufschreiben, dass haben die Buchholz`s sehr schön auf ihrer Seite beschrieben. ;-) Puh, wir haben uns auch nicht alles gemerkt, die Eindrücke und Gerüche waren dazu viel zu intensiv. Was an jeder Stelle rüberkommt und spürbar ist, ist die Liebe zum Whisky. Seit 2002 wird Whisky in der Hammerschmiede destilliert. Wir waren überrascht, wieviel Handarbeit dafür notwendig ist. Alles beginnt in den Maischbottlichen, hier wird das geschrotete Malz mit Wasser vermischt und erhitzt, um dann in den Gärbottichen zu gären.
Danach erfolgt die zweifache Destillation in den Brennblasen. Unser Highlight: Die Brennblasen werden von Hand befeuert!
Sobald der erste Brennvorgang abgeschlossen ist, kann die zweite Destillation beginnen. Hier stellt der Master-Distiller sein Können und seine Erfahrung unter Beweis. Er trennt zu den richtigen Zeitpunkten Vor-und Nachlaufalkohole vom sogenannten Hauptlauf im Spirit-Safe. Von diesem Schritt hängt viel ab, was die nächsten Jahre in den Fässern zu Glen Els Whisky reift. Wir hatten wieder Glück, den Master-Distiller Alexander Buchholz war gerade mitten in seinem Element.
So einem Master-Distiller live über die Schulter zu schauen, den Geruch aufzunehmen und am Ende auch den New Make frisch probieren zu können ist schon ein sehr spannendes Erlebnis für einen Whiskyliebhaber. Alexander Buchholz macht hier einen tollen Job und man merkt, mit wieviel Begeisterung und Erfahrung er zu Werke geht und sein Wissen teilt.
Auf dem Weg zum Fasslager, kommt man an der Abfüllstation vorbei. Jede Flasche wird von Hand in Zorge abgefüllt, verschlossen und gelabelt.
Weiter geht es zum Fasslager. Hier ruhen die Schätze in Holzfässern. Whisky muss mindestens drei Jahre im Fass lagern, ehe er sich auch Whisky nennen darf. Es heißt, dass das Fass bis zu 70% vom späteren Geschmack ausmacht. Da ist ein gutes Händchen bei der Fassauswahl wichtig. Eine Besonderheit der Glen Els Distillery bei der Fasslagerung ist nicht nur die gute Auswahl an Fässern, sondern auch die Lagerung eines Whiskys in verschiedenen Fässern. D.h. der Whisky wechselt über die Jahre die Fässer, wie beispielsweise beim The Journey, der in Sherry, Port, Madeira, Malaga, Marsala und GrandCru Fässern reift. Der Name ist Programm.
In Zorge lagert nur ein Teil der Fässer. Die alte Hammerschmiede dient heute noch zusätzlich als Fasslager. Sehr idyllisch!
Zum Abschluss gab es natürlich noch was ins Glas! :-)
Damit sind wir dann auch am Ende der gelungenen Führung durch die The Glen Els Distillery. Es war einfach wunderbar unsere deutsche Lieblingsdestille hautnah zu erleben. Vielen Dank an Karl-Theodor und Alexander Buchholz und das freundliche Team. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und kommen wieder. Wer in der Nähe ist und sich für Whisky interessiert oder auch einfach nur für altes Handwerk – hin! Ein Besuch lohnt sich immer. Wir haben natürlich noch den Shop besucht und weiter Whiskys probiert – Juliane ist dankenswerter Weise gefahren.
Probiert haben wir u.a. die Alriks und diverse Brände und Liköre. Die sind auch im wahrsten Sinne Hammer und bekommen nochmal einen gesonderten Artikel. Mitgenommen haben wir neben Likörchen für Giulia und die Schwiegermama noch einen ganz besonders leckeren Whisky: Einen Handfilled finished im Sherry Firkin in Fassstärke mit 58,5 % Vol. – ein richtiges Leckerchen, dem man den hohen Alkoholgehalt nicht anmerkt. Der war letztes Jahr auch bei unserem mittlerweile schon traditionellem Weihnachts-Familien-Whiskytasting am späteren Heiligabend der Favorit. Da sag noch jemand, wir können in Deutschland keinen Single Malt Whisky! ;-)
Wir freuen uns schon auf unseren nächsten Besuch im Harz und werden sicher wieder in Zorge vorbeischauen. Mal sehen, was es dann besonderes gibt. Hoffentlich etwas, was lange im PX Fass lag! Just saying, Giulia!
P.S.
Wer sich immer schon gefragt hat, welche Fasstypen es gibt: Draußen vor der Destille stehen zahlreiche Fässer mit guten Erklärungen. Sehr informativ!
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